Jens Balkenborg

Filmkritiken von Jens Balkenborg

Beim »Hands On«-Wettbewerb, den ein texanisches Autohaus ausrichtet, gilt: Wer am längsten durchhält mit seiner Hand auf Pick-up-Truck, darf ihn sein eigen nennen. Bastian Günthers an reale Begebenheiten angelehnter Film ist eine bitterböse Reflexion über den Kapitalismus, über Einsamkeit, Wettbewerb und Materialismus.
Es ist Liebe auf den ersten Blick zwischen Lisa und Giorgi. Ein Fluch sorgt jedoch dafür, dass beide sich verwandeln und nicht mehr erkennen. Aleksandre Koberidzes mit dem Experimentalfilm schwanger gehender Liebesfilm ist eine verträumte Liebeserklärung an die Poesie des Alltags und an das Kino als Traummaschine.
Eine Familie, Vater Mutter, Tochter, räumt das Haus der verstorbenen Großmutter aus. Nachdem die Mutter abreist, trifft Tochter Nelly ihre Maman als Kind im Wald. Céline Sciamma hebelt Raum und Zeit aus und lässt Vergangenheit und Gegenwart, Generationen einander berühren und spiegeln, sich durchdringen.
Ein Regisseur stellt seinen Film in einem Wüstenkaff in der Arava vor und soll ein Dokument unterschreiben, das die erlaubten Gesprächsthemen definiert. Nadav Lapid treibt ein wildes, wütendes Spiel mit der Autofiktion, er reflektiert das Medium Film und macht es zum kämpferischen Vehikel für die Freiheit der Kunst.
Im Affekt bringt ein junger Soldat den Kommandanten um, weil der ihm den Urlaub für den Besuch der schwesterlichen Hochzeit verwehrt. In seinem Debüt verwebt Pouya Eshtehardis Vergangenheit, Gegenwart und Traum zu einer bildgewaltigen Coming-of-Age-Geschichte um Geschwisterliebe und Schuld.
In Soderberghs filmhistorischer Aktualisierung von Hitchcocks »Das Fenster zum Hof« meint eine agoraphobische Frau, die den Quellcode eines digitalen Sprachassistenten optimiert, ein Gewaltverbrechen zu hören. Ein genrefilmisch zugespitzter, ästhetisch starker Big-Data-Thriller mit dünnem Plot.
Der Film folgt Vater, Mutter und Sohn einen Tag lang durch die aserbaidschanische Hauptstadt Baku. In langen, ruhigen Einstellungen erzählt er von Entfremdung und zwischenmenschlicher Kälte. Ein konsequentes, jedoch an seiner Kargheit beinahe erstickendes Langfilmdebüt.
Am letzten Tag vor der Schließung feiert eine Kneipenfamilie aus Gestrandeten im »Roaring 20s« in Las Vegas feuchtfröhlich Abschied. Die Bar ist nicht in Vegas, die Trinker:innen wurden gecastet. Was daherkommt wie einfühlsames Direct Cinema ist ein eigensinniges filmisches Experiment über Wahrheiten im Dokumentarfilm
Inspiriert von einer wahren Begebenheit erzählt Peeter Rebane von der Liebe zwischen einem Soldaten und einem Oberst, die in Zeiten des Kalten Krieges auf einem Luftwaffenstützpunkt der UdSSR entbrennt. Ein vollmundiges, großspurig melodramatisches Debüt, das mit den großen Drama à la Shakespeare schwanger geht
Über Jahrzehnte hinweg entfaltet Sebastian Meise sein Gefängnisdrama um den wegen Paragraph 175 immer wieder einsitzenden Homosexuellen Hans und seinen Kumpel Viktor. Franz Rogowski und Georg Friedrich brillieren

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Improvisation als Stilmittel? Jakob Lass, Tom Lass, Aron Lehmann, Axel Ranisch, Nico Sommer, Urs Spörri und Bernd Zywietz diskutierten im Rahmen des Filmz-Festivals Mainz/FFM neue Wege in der deutschen Filmproduktion